Nichts als Katastrophen? Klimawandel als Herausforderung für die utopische Tradition

Autor/innen

  • Emanuel Herold Universität Hamburg

DOI:

https://doi.org/10.37536/ECOZONA.2020.11.1.3189

Schlagworte:

Cli-Fi, Klimawandel, Utopie, Katastrophismus, Fridays for Future

Abstract

      Aktuelle klimapolitische Debatten sind von einem apokalyptischen Denken durchdrungen. Auch Bewegungen wie Fridays for Future sind davon geprägt – positive Zielsetzungen bleiben dagegen abstrakt, utopische Bilder einer nachhaltigen Gesellschaft stehen nicht im Vordergrund der öffentlichen Auseinandersetzungen. Ich möchte dafür argumentieren, dass eine Vergegenwärtigung und Fortschreibung der Tradition der literarischen Utopie Potentiale für alternative Zukunftskonstruktionen bieten. Ich möchte der Frage nachgehen, wie literarische Utopien Momente eines besseren Lebens in einer vom Klima verwandelten Zukunftswelt aufzeigen können. Dazu werde ich (1.) aktuelle literaturwissenschaftliche Diskussionen zum sogenannten „Cli-fi“-Boom betrachten. Insbesondere die zeitlichen Dimensionen des Klimawandels erweisen sich als eine beachtliche Schwelle für seine gelingende Literarisierung. Allerdings, so werde ich (2.) darlegen, gründet gerade die Wandelbarkeit literarischer Utopien auf ihrer Fähigkeit, Zeitlichkeit zu modellieren. Vor diesem Hintergrund werde ich (3.) mit Kim Stanley Robinsons New York 2140 einen aktuellen Text analysieren, der die utopische Tradition vor dem Hintergrund der aktuellen Debatten um Klimawandel und Anthropozän fortschreibt. Ich werde nachzeichnen, mit welchen Strategien es ihm gelingt, individuelle, soziale und klimatische Zeitebenen miteinander zu verknüpfen. Abschließend (4.) werde ich kurz diskutieren, weshalb eine kritische Reflexion der zeitgenössischen Dominanz apokalyptischen Denkens für aktuelle klimapolitische Debatten wichtig ist: Die Fixierung auf potentielle Verwüstungen und überambitionierte Reduktionsziele bergen die Gefahr, dass die derzeit mobilisierten Kräfte allzu schnell frustriert werden und in eine zynische Haltung umkippen.

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Autor/innen-Biografie

Emanuel Herold, Universität Hamburg

Emanuel Herold holds degrees in philosophy, English studies, and social theory. He completed his Ph.D. in sociology at the University of Hamburg. His thesis Utopien in utopienfernen Zeiten will be published in autumn 2020. He is now working for the Green Party in Bremen, Germany, on European affairs and economic policy.

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Veröffentlicht

2020-03-12

Ausgabe

Rubrik

Articles: Cultures of Climate. On Bodies and Atmospheres in Modern Fiction